So, nun stand es also fest, dass wir nach Seoul, Südkorea, ziehen werden. Es entstand eine Mischung aus Vorfreude und natürlich auch etwas Angst. Angst, wie das Leben auf einem anderen Kontinent mit einer komplett anderen Kultur wohl werden wird. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich es nicht einfach auf mich hätte zukommen lassen. Gerade waren wir noch im Urlaub in Dubai und schon war der Arbeitsvertrag unterschrieben und wir steckten in den ersten Vorbereitungen in Richtung Umzug. Was damals noch keiner wusste: Corona ist nich einfach eine nächste Grippewelle, sondern ein langanhaltendes und ernstzunehmendes Problem.
Der Plan
Mein Mann hatte seinen Arbeitsbeginn am 01. April 2020 und uns war klar, dass er die meiste Zeit in Deutschland abwesend sein wird. Allerdings war der Plan, dass er etwa alle 4-6 Wochen bei uns sein würde um uns zu unterstützen. Immerhin stand einiges auf der To-Do Liste. Visum, Umzug planen, Auslands- Krankenversicherung, Haus vermieten, Auto verkaufen,… Der Plan wurde allerdings von Corona gekreuzt. Die erste Hürde, die anstand waren sein Abflug. Bevor wir uns überhaupt Gedanken über den Flug machen konnten, war die Aufgabe einen Flug für ihn zu finden. Es hat ganze 3 Anläufe bei 3 verschiedenen Airlines gebraucht bis er überhaupt in seinem Flieger saß. Die ersten beiden Buchungen wurden jedes mal storniert und einmal davon sogar ohne Benachrichtigung. Aber wir hatten Glück und am 27. März ging sein Flieger von Frankfurt nach Seoul. Allerdings erst mal One-Way. Wir wussten nicht, wann wir ihn wieder sehen würden.
“You never know how strong you are until being strong is the only choice you have.”
—Bob Marley—
Corona
Da stand ich also mit beiden Kindern, die dank Corona nicht in die Betreuung durften. Ich hatte eine ellenlange Liste abzuarbeiten, nur leider keine Zeit dafür. Ursprünglich wollte ich Vormittags alles in Ruhe erledigen um Nachmittags dann für die Kinder da zu sein. Nun bestanden die Tage aus Kinder bespaßen, Essen kochen und den Versuchen essen einzkaufen. Zudem war uns schnell klar, dass wir meinen Mann so schnell nicht mehr sehen würden aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen. Folge dessen musste ich mich um das meiste alleine kümmern mit den beiden Kids an meiner Seite.
Haus vermieten
Somit flog mein Mann also mit einem der letzten Flüge nach Seoul als der Lockdown so richtig in Fahrt kam. Zeitgleich ging auch unser Mieter-Gesuche online. Alledings könnt ihr euch vorstellen, dass das schwierig ist, wenn niemand das Haus wegen unnötiger Gründen verlassen soll. Auch sämtliche geplanten Expat-Umzüge waren on hold oder komplett gecancelt. Somit meldeten sich die ersten Wochen wenige Familien oder sagten die Termine kurz vorher wieder ab. Das hieß allerdings für mich jedes mal die Woche planen, wann ich wie, wo putzen würde, dass die Kinder nicht innerhalt 10 Minuten wieder alles verwüsteten. Ihr könnt euch vorstellen, wie deprimierend das jedes mal war, wenn es dann umsonst passiert war. Dann hatten wir letztendlich 2 Interessenten. Eine Familie, die wir wollten und ein Back-Up Paar. Allerdings sind uns beide jeweils kurz vorher aus beruflichen Gründen abgesprungen. Somit fingen wir wieder bei Null an. Lange Rede, kurzer Sinn, am ersten Tag als die Möbelpacker da waren, hatten wir eine erfolgreiche Besichtigung, die den Mietvertrag dann auch unterschrieben.
Wie schon erwähnt, musste aber auch das Haus geräumt werden. Also bestand meine Aufgabe, den Hausstand irgendwie zu teilen. Was geht zu meinen Eltern nach Landshut und was per Schifffracht nach Seoul? Wir verbrachten dann ein paar FaceTime Anrufe und gingen Regal für Regal zusammen durch. Sehr romantisch, wie ihr euch denken könnt. Immerhin wurde das Umzugsunternehmen von einer Relocation Agentur organisiert. Wir mussten lediglich den Wunschtermin angeben. Das hat alles eigentlich wunderbar geklappt, bis auf 1-2 Teile, die wohl im Container gelandet sind, obwohl sie nach Landshut hätten gehen sollen. Aber gut, es gibt Schlimmeres. Zudem musste ich auch noch festlegen, was wir im Koffer mit nach Südkorea nehmen wollten um die Zeit ohne unsere Sachen zu überbrücken. Da es Sommerzeit ist, war das wenigsten relativ einfach. Sommerkleidung und Lagenlook.
Visum und Papierkram
Zumindest hatten wir es mit dem Visum relativ einfach. Die Agentur hatte ich sich um die ersten formellen Sachen gekümmert. Wir mussten lediglich ein paar Seiten ausfüllen und diese im Konsulat vorbeibringen. Einzige Hürde dabei, wir mussten zum Hauptkonsulat nach Frankfurt. In München war leider nicht möglich. Zudem mussten wir das Timing beachten. Ab Abgabe der Dokumente hatten wir 3 Monate Zeit um in Südkorea einzureisen. Sonst würden unsere Visa verfallen. Immerhin ging es zeitlich so aus, dass die Kontaktbeschränkungen gelockert wurden, gerade als ich nach Frankfurt wollte. Also konnte ich die Kinder bei meinen Eltern lassen und ich bin alleine die Strecke gefahren. Papiere und Pässe kamen dann per Post.
Wertvolle Informationen zu Quarantäne und Einreisebestimmungen findet ihr übrigens auch immer auf der Seite des auswertigen Amtes. Außerdem habe ich mir auch gleich noch den internationalen Führerschein in Deutschland geholt. Somit kann ich dann schnellstmöglich ein Auto fahren ohne diesen vor Ort erstmal beantragen zu müssen. Für die internationale Krankenversicherung hatten wir Gott sei Dank unsere Fee, die sich um Anträge und co. gekümmert hat. Das ging dann am Ende dann flott. Ein paar Fragen beantworten und eine Unterschrift darunter setzen.
Tipp
Als kleiner Tipp noch. Kümmert euch rechtzeitig um eure Abmeldung in Deutschland. Ich hatte das irgendwie nicht auf dem Radar und habe dann kurz vor Abflug noch den postalischen Weg genommen. Leider ging die erste Abmeldebestätigung auf dem Weg nach Südkorea verloren. Per Mail ging wegen der tollen DSGVO nicht. Also musste es nach 5 Wochen wieder losgeschickt werden. Und auch gar nicht so wichtig. Kümmert euch darum, dass ihr in der Bank vor Ort einen Ansprechpartner bei der Bank hat. Mein Mann konnte vorübergehen nicht auf das Konto zugreifen, da der Bank-PIN auf sein Handy geschickt wurde. Aufgrund des Auslandaufenthaltes wurde aber vom deutschen Netzbetreiber zeitweise die Erreichbarkeit eingeschränkt. Blöd, wenn ihr dann dringende Überweisungen ausführen müsst.
In der Luft hängen
In der Zeit zwischen leerem Haus und Abflug haben wir dann bei meinen Eltern verbracht. Eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. Ich musste gefühlt jeden 2. Tag wegen einem anderen Termin nach München fahren. Auto ans Autohaus verkaufen, Arzttermine, Rezepte für meinen Mann abholen, usw. Zudem kommen wir wirklich super mit meiner Familie aus, aber wenn man auf so lange Zeit intensiv aufeinander sitzt, wird das mit der Zeit auch viel. In dieser Zeit sind wir dann auch nochmal zu den Schwiegereltern nach Belgien gefahren. Fliegen wollten wir nicht aufgrund der Corona-Situation. Mit einem Zwischenstopp hin und auch wieder zurück ging das ziemlich gut. Auch den Kindern hat diese kleine Auszeit dazwischen gut getan.
Der Tag des Abfluges kam somit in riesen Schritten näher. Einerseits konnte es nicht mehr schnell genug gehen, weil wir endlich wieder zu viert zusammen sein wollen. Auf der anderen Seite machte mir der Schritt nach Südkorea auszuwandern doch manchmal etwas Angst. So ohne Freunde und Familie in einer neuen, unbekannten Kultur.
So, aber ich denke für diesen Beitrag reicht es vorerst. Im nächsten Beitrag erzähle ich euch mehr zu unserem Flug und die darauf folgende Quarantäne.
Verena says
August 13, 2020 at 12:15 pmWunderschön geschrieben…
Liebe Grüße aus MUC🙂
Doris says
August 27, 2020 at 9:49 amVielen lieben Dank dir!! Das freut mich wirklich sehr. Liebe Grüße!
Milli says
August 27, 2020 at 9:06 amIch finds den Beitrag super interessant. Südkorea ist auf jeden Fall mal ein Land, dass nicht unbedingt auf Rang 1 der Länder steht in die jemand auswandert. Wünsche euch alles Gute für eure Zeit dort und freu mich über neue Beiträge ;-)
Liebe Grüße, Milli
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